Gestern wurde in Hamburg gewählt und auf die Landesliste der Piraten entfielen 2,1% der abgegeben Stimmen. Gegenüber der Wahl von 2008, bei der wir 0,2% erreichten, ist dies natürlich eine starke Steigerung, gegenüber der Bundestagswahl 2009 ein Minus von 0,5 Prozentpunkten. Die Bezirkslisten werden aufgrund des neuen Wahlsystems noch bis Mittwoch ausgezählt, es bleibt also spannend. Grade in Hamburg-Mitte, wo wir 3,8% der abgegebenen Stimmen erringen konnten, scheint ein Einzug in die Bezirksversammlung aufgrund der 3%-Hürde wahrscheinlich. Vielleicht gibt es aber auch noch eine Überraschung, da die Hamburger mit ihren Bezirksstimmen möglicherweise experimentierfreudiger waren.
Was sagt uns das Ergebnis? Erstmal: Es ist das beste jemals erzielte Ergebnis der Piratenpartei bei einer Landtagswahl. Wir waren in der Lage, ohne großen Medienrummel stärkste nicht im Parlament vertretene Partei zu bleiben. Gleichzeitig erdet das Ergebnis und zeigt uns auf, dass der Weg zu den von uns gewünschten 5% eher ein Marathon als ein Sprint zu sein scheinen. In Anbetracht der uns zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel und der Tatsache, dass die Piraten Hamburg erst Mitte Dezember ihre Liste aufstellten, ist es bereits eine große Leistung für uns, überhaupt an der Wahl teilgenommen zu haben. An dieser Stelle noch mal mein ganzer Dank an alle Hamburger und Auswärtigen Piraten, die den Wahlkampf unterstützt haben.
Die 2,1% von Hamburg sind ein Auftrag sowohl für die Piratenpartei insgesamt als auch den Landesverband Hamburg. Wir müssen weiter daran arbeiten unsere Inhalte zu vermitteln und unsere Wahlergebnisse kontinuierlich auszubauen. Das klingt zugegebenermaßen selbstverständlich, ist es aber nicht. Denn wir müssen uns auch überlegen, wie wir dies mit den uns zur Verfügung stehenden Ressourcen bewerkstelligt bekommen, ohne dass wir nach einem Wahlkampf alle einen burnout haben. Einfach nur das „mit den Fähnchen“ zu machen, wird wahrscheinlich nicht ausreichen.
Da ich seit dem 11.2. selbst in Hamburg auf der Straße stand und Kaperbriefe flyerte habe ich eine Menge Eindrücke sammeln können, die auch für den Berliner Wahlkampf hilfreich sein werden. Meine Gedanken hierzu werde ich in den Kommenden Tagen veröffentlichen.
Das Ergebnis von Hamburg macht Mut, da die Piraten eine solide Basis von Wählern haben, auch zwei Jahre nach dem Hype von 2009. Mein Dank also auch an alle, die sich gestern dafür entschieden haben, den Piraten ihre Stimmen zu geben. Wir müssen jetzt fahrt aufnehmen, um in diesem Jahr unsere Ergebnisse kontinuierlich zu halten oder zu verbessern. Das Ziel muss weiterhin sein, stärker zu werden als die monothematische Spaßpartei FDP.
Wir waren niemals weg, wir sind noch immer da.
UPDATE 13:39 Uhr:
Anscheinend tut sich grade nochmal was und unser Ergebnis verändert sich grad wieder um ein paar Prozentpunkte hinterm Komma. Werde mehr schreiben wenn ich genauere Infos habe, die Webseite des Landeswahlleiters scheint grad down zu sein.
„Es ist nicht gesagt, dass es besser wird, wenn es anders wird. Aber wenn es besser werden soll, muss es anders werden.“
Schade dass nicht mehr Menschen den Mut haben (bzw. sich ausm Nichtwähler-Sessel aufraffen können), eine weitere Partei ins Rennen zu schicken.
Viel Erfolg weiterhin!
Danke für diese Zusammenfassung. Grade der letzte Satz muss viel mehr verinnerlicht werden.
Ich persönlich erachte die erreichten 2,1% der Hamburger Piraten als Zielverfehlung, ohne dabei den Einsatz der Piraten vor Ort schmälern zu wollen. Die haben in Hamburg ehrenamtlich wohl mehr Einsatz zeigen müssen als die bezahlten Kollegen der etablierten Parteien. Trotzdem nutzt es nichts, unter der 5% Hürde (oder sind es nun 3%) zu bleiben, ob nun mit 4,9% oder 0,1%. In jedem Fall wird man als Zuschauer der künftigen Hamburger Politik bereits in wenigen Tagen einer statistischen Vergangenheit in der Gleichgültigkeit verschwinden. Da ausgerechnet die FDP es nochmals, trotz der angeblichen bundesweiten Krise mit erdrutschartigen Verlusten bei Meinungsumfragen, in die Bürgerschaft geschafft hat, verdeutlicht in schmerzlicher Weise die Niederlage der Piraten gegenüber ihren direkten Konkurrenten. Auch die Grünen konnten zu legen und gelten neben den Liberalen als netzpolitisch gut sortierte politische Kraft. Ich weiß, darüber lässt sich streiten, aber sie konnten es zumindest gut ans Wahlvolk vermitteln. Nicht zuletzt, dass auch die Linke in die Bürgerschaft eingezogen ist, bestätigt meine Befürchtungen. Alle kleinen Parteien mit netzpolitischem Aussenbordmotor konnten Gewinne verzeichnen. Die Piratenpartei, gemessen an der BTW2009, hat im Prinzip verloren. Dass man die 0,2% von 2008 nicht als Maßstab ansetzen darf, versteht sich von selbst. Die Gründe dafür können plausibel neben der geringeren medialen Präsenz eigentlich nur im Themenspektrum zu suchen sein. Auch die Popularität und Medienpräsenz der Kandidaten spielt eine große Rolle. „Eine Stimme für die Piraten, ist eine verschenkte Stimme“ hörte man immer wieder, wenn etablierte Parteien unschlüssige Wähler überzeugen wollten. Offensichtlich hat dieser Trick funktioniert und wird es auch in Zukunft, wenn man nicht energisch und argumentativ dagegen steuern kann. Auf der Hessen- Mailingliste konnte ich nun nach der Hamburg- Wahl Tendenzen zu Kernthemen und weg von Themenerweiterungen vernehmen. Die anderen Landesverbände, die noch die Wahl in diesem Jahr vor sich haben, sollten aus der Hamburg- Wahl lernen, anstatt Fundamentalismus zu betreiben.
Herr Lauer hat anscheinend das Memo nicht gelesen.Die Landesliste ist Stand 20:00 am Montag erst zu ca. 50% ausgewertet.
In den Hochburgen ist noch vieles möglich.
[…] Christopher Lauer: Erstes kurzes Fazit Hamburg (Ca. 2,1 Prozent der Stimmen sollen in Hamburg für die Piratenpartei abgegeben worden sein. Noch wird ausgezählt, aber Christopher Lauer zieht hier schon mal ein erstes Zwischenfazit: “Wir waren niemals weg, wir sind noch immer da.” Auch wenn man unter dem Ergebnis bei der letzten Bundestagswahl geblieben ist. Aber die ganze Partei befindet sich ja gerade in der Konsolidierungsphase.) […]
@Johannes:
Bis auf ein paar Geschäftsstellenmitarbeiter (die aber schon mit dem Tagesgeschäft ausgelastet sind) betreiben alle Parteien den Wahlkampf überwiegend mit Ehrenamtlichen.
Und noch was: Die FDP ist kein Konkurrent der Piraten (oder umgekehrt), jedenfalls nicht, wenn man mal in die Programme schaut. Jenseits der digitalen Bürgerrechte sind die Piraten (jedenfalls in Hamburg) doch eher etatistisch wie die Grünen. Jedem das seine, aber mit liberal hat das nix zu tun.
[…] innere Selbstzerfleischung. Die Bewertung von Christopher Lauer, (Bundesvorstand) „Mutmachenden Ergebnisses“ entsprechend inneres Mutmachen, das für das kommende Jahr auch bitter nötig sein […]