An dieser Stelle möchte ich noch einen Nachtrag zu meinen bisherigen Fazits bezüglich der Wahl in Hamburg machen. Auch wenn wir uns über die drei Sitze in den Bezirksparlamenten Bergedorf und Mitte freuen können, so enttäuscht das Ergebnis von außen vielleicht, weil wir eben nicht die fünf Prozent auf Landesebene geschafft haben, nicht eingezogen sind. Damit keine Missverständnisse aufkommen, ich bin mit dem Ergebnis zufrieden, da es meiner Meinung nach das beste ist, was wir vor Ort in der kurzen Zeit und mit den vorhandenen Mitteln erreichen konnten.

Uns wurde ja oft von Politikwissenschaftlern vorhergesagt, dass wir grade in den Städten gute Erfolgsaussichten hätten. Meiner Meinung nach speist sich diese Vorhersage aus zwei Punkten: Zum einen waren wir bei der Bundestagswahl in Städten erfolgreicher als in ländlichen Gebieten, zum anderen schreiben Politikwissenschaftler gerne das ab, was sie über die Medien von Parteien erfahren, um es dann wieder anderen Medien zu erzählen. Das soll jetzt keine Erklärung für ein Wahlergebnis sein, sondern einfach den Fakt unterstreichen, dass es meines Wissens noch keine Analyse unseres Bundestagswahlergebnisses gibt, insbesondere nicht unter dem Gesichtspunkt, warum wir mancherorts gut, und mancherorts schlecht abgeschnitten haben. Ob das Wahlkampfergebnis deswegen gut war, weil wir an manchen Stellen geflyert, Plakate aufgehängt, oder eine andere Aktion gemacht haben, kann man nicht sagen, zumindest ich nicht. Wir können meiner Meinung nach nur vermuten.

Es könnte zum Beispiel auch einfach so sein, dass es an Orten, an denen es viele Parteimitglieder gibt, mehr Leute über das persönliche Umfeld mit der Piratenpartei in Kontakt kommen, es deswegen auch mehr Sympathisanten gibt und daher ein gutes Wahlergebnis zustande kommt. Es könnte auch andersrum sein, dass es aus anderen Gründen viele Sympathisanten gibt, dadurch dann mehr Parteimitglieder und sich hieraus das Wahlergebnis begründet.

Was ich damit sagen möchte: Wir wissen einfach nicht, welche Wahlkampfmaßnahme gut und welche schlecht ist. Ich kann nicht sagen, wer uns nach dem Lesen eines Kaperbriefes wählt, oder ob vielleicht nur Menschen die bereits mit uns sympathisieren den Kaperbrief annehmen und uns eh gewählt hätten. Ich kann nicht beurteilen, wie ein Infostand auf einen vorbeigehenden Passanten wirkt, ob er die Wahlentscheidung beeinflussen kann.

Ich war selbst vor Ort und kann sagen: In Hamburg wurde besten Wissens und Gewissens Wahlkampf gemacht. Ich hatte zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass Unzufriedenheit darüber herrscht, wie dieser Wahlkampf geführt wird. Es waren viele Hamburger aktiv, aber auch aus anderen Landesverbänden kam Hilfe. 60.000 Kaperbriefe wurden in ca. zwei Wochen verteilt, es gab Sonderflyeraktionen zu Fußballspielen und regelmäßige Wahlkampfstände. Alle Aktiven arbeiteten an der Kante ihrer Leistungsfähigkeit. Das ist das meiner Meinung nach interessante Fazit des Hamburger Wahlkampfes: Die Hamburger und alle Unterstützer können zufrieden sein. Mehr ging einfach nicht. Unter dem Kosten/Nutzen-Aspekt ist es sehr interessant zu sehen, dass wir in Hamburg in der Lage waren, mit so wenig Mitteln so viel zu bewegen und stärkste nicht im Parlament vertretene Partei zu bleiben. Ich bin auch sehr gespannt, wie die Analyse der Hamburger ausfallen wird, welche Ratschläge und Tipps sie noch für andere Wahlkämpfe geben können.

In den Bezirksparlamenten in Hamburg wird jetzt die Grundlage gelegt, auf der wir in Hamburg für nächste Wahlen aufbauen können. Aber auch an die, die nicht eingezogen sind ist das Wahlergebnis ein Auftrag zu zeigen, dass eine Stimme an die Piratenpartei nicht verschwendet ist.

Es bleibt die Interessante Frage zu stellen, was wir in einem nächsten Wahlkampf anders machen können bzw. was wir tatsächlich anders machen wollen. Wollen wir wie z.B. wie die FDP die Stadt mit einem H&M-Katalog-tauglichen Bild zukleistern und dann darauf hoffen, dass es reicht? Ich denke, für so etwas wird es auch in Zukunft keine Mehrheiten bei uns geben.

Meiner Meinung nach wäre ein erster Schritt, vor Ort mehr Parteimitglieder für die Mitarbeit zu gewinnen, nach dem Motto „viel hilft viel“. Das heißt Landesverbände und Untergliederungen müssen daran arbeiten, Neumitglieder und Interessierte an die Partei heran zu führen, damit in einem Wahlkampf auf eine größere Basis von Aktiven zurückgegriffen werden kann und wir uns grade auf lokaler Ebene etablieren können.

Ich möchte an dieser Stelle noch auf ein Paper der Stiftung neue Verantwortung hinweisen, Zehn Thesen für eine politische „Partei mit Zukunft‟. In ihm wird diskutiert, welche Eigenschaften eine Partei mit Zukunft nach Meinung der Autoren haben sollte. Die Lektüre ist im Zusammenhang mit weiterer Organisation unserer Partei zu empfehlen und meiner Meinung nach sehr lehrreich.