Kodos: It’s true, we are aliens. But what are you going to do about it? It’s a two-party system. You have to vote for one of us.
Man 1: He’s right, this is a two-party system.
Man 2: Well I believe I’ll vote for a third-party candidate.
Kang: Go ahead, throw your vote away.— Die Simpsons: Treehouse of Horror VII (#8.1) (1996)
Im Moment regt man sich in Teilen des Internets noch immer über die Namenspolitik bei Google+ auf. Menschen, die auf anderen Social Networks mit ihrem Klarnamen angemeldet sind, geben sich bei G+ ein Pseudonym, warten auf die Sperrung ihres Accounts und berichten dann ganz aufgeregt auf anderen Social Networks darüber. Das ist absurd.
Das ist deswegen absurd, weil G+ ein kostenloser Dienst ist, der von einer Firma bereitgestellt wird, die ihr Geld damit verdient, Daten über Nutzer zu aggregieren. Diese Daten werden ausgewertet und den Nutzern wird auf sie zugeschnittene Werbung präsentiert. Google ist weder die Caritas, noch ist es eine gute Fee, die Wünsche erfüllt. Google ist ein privatwirtschaftliches Unternehmen, das Geld verdienen möchte. Wenn Du dort angemeldet bist auch mit Deinen Daten. Wenn man das nicht möchte, wenn man also ein Problem mit Googles Geschäftsmodellen oder Nutzungsbedingungen hat, dann meldet man sich dort nicht an.
Und so einfach ist das tatsächlich. Niemand ist gezwungen, irgendeinen Google-Dienst zu nutzen. Man braucht Google nicht, um Dinge im Internet zu finden, es gibt auch andere Suchmaschinen. Man braucht keine Googlemail-Adresse, um mit anderen Menschen in Kontakt treten zu können. Man braucht keine Google Docs, man braucht auch kein Google-Maps, da gibt es eine schöne Open-Source Variante, die sich Open Street Map nennt. Man braucht diese ganzen Dienste die Google anbietet nicht, um seinen Alltag bestreiten zu können. Google vereinfacht durch seine Dienste das Leben an ganz vielen Stellen, und man bezahlt mit seinen persönlichen Informationen.
Alternative Open-Source
Es gibt für vieles was Google anbietet eine OpenSource-Variante. Ich verstehe nicht, warum erwachsene, mündige Menschen so eine Welle machen, weil Google erwartungsgemäß ihre G+-Accounts sperrt. Das ist so, als würde ich zum Rauchen in ein Restaurant gehen in dem ich nicht rauchen darf und mich dann lautstark darüber echauffieren, wenn man mir Hausverbot erteilt.
Man muss sich beim Social Network nicht zwischen G+ und Facebook entscheiden, man kann auch die Open-Source-Variante Diaspora nutzen, bei dessen User-Interface sich G+ reichlich bedient hat. Diaspora kann man auf eigener Hardware betreiben und man hat mehr Kontrolle darüber, wo die eigenen Daten grade sind. Aber warum machts keiner? Weil Diaspora langsam ist, weil es nicht die Features hat, die man gerne hätte und weil es natürlich Zeit und Geld und technisches Know How braucht, um eine eigene Diaspora-Instanz aufzusetzen. Dann ist da noch das Problem, dass natürlich nicht alle Leute, die man gerne auf einem Social Network hätte da sind, da sie auf Twitter, Facebook und jetzt neu, G+ verstreut sind. Es ist also in erster Linie Bequemlichkeit, die jemanden zu Facebook und G+ treibt.
Wir haben kein Zwei-Parteien-System
Viele kluge Leute tun grade so, als hätten wir ein Zwei-Parteien-System bestehend aus Facebook und G+. Es wird sich ohne Not über die Namenspolitik eines privatwirtschaftlichen Unternehmens aufgeregt, als sei uns Google Rechenschaft schuldig.
Wenn jemand mal wenigstens mit §13, Abs. 6 Telemediengesetz gekommen wäre, das da sagt: „(6) Der Diensteanbieter hat die Nutzung von Telemedien und ihre Bezahlung anonym oder unter Pseudonym zu ermöglichen, soweit dies technisch möglich und zumutbar ist. Der Nutzer ist über diese Möglichkeit zu informieren.“ Aber die Kritik an G+ Namenspolitik scheint wohl eher grundsätzlicher Natur zu sein.
Oder neues Geschäftsmodell?
Ich kann nur sagen: Wenns euch nicht gefällt, geht doch nach drüben, zu Diaspora oder irgendeinem Anbieter, dessen Nutzungs- und Geschäftsbedingungen euch mehr zusagen als die von G+. Oder, noch bessere Idee: Wenn Datenschutz und Pseudonymität für viele Nutzer ein so hohes Gut sind, dann sind sie sicher auch bereit, dafür einen Preis zu bezahlen. Gründet ein StartUp, baut ein Social Network, dessen Geschäftsmodell nicht auf der Sammlung von Daten, sondern auf einem Bezahlsystem beruht und freut euch über die geniale Idee, die vor euch noch niemand hatte.
Ich stimme Dir zu, und bleibe daher auch bei Diaspora.
Wobei mich das Gebaren doch etwas verwundert weil viele Prominente wie z.B. William Shatner oder Alyssa Milano gesperrt wurden, obwohl sie ihren Namen angegeben hatten.
Vermutlich hielt Google diese für Fakes, aber sie können nunmal nichts dafür daß sie die sind die sie sind.
Ich kapiere auch nicht, was da los ist. Diese künstliche Aufregung. Aber die Menschen scheinen das zu lieben. Um nochmal dein Restaurant-Beispiel aufzugreifen: Es gab doch ohne Ende Nichtraucher, die sich demonstrativ hustend in Raucherkneipen gestellt haben und die Zustände bemängelten.
Wie gesagt: Kapieren kann ich das auch nicht.
Ich stimme dem „is-halt-kein-Ponyhof“-Teil uneingeschränkt zu.
Es ist eine andere Baustelle, eine Fundamentalkritik an werbebasierten Geschäftsmodellen aufzumachen. Oder an Geschäftsmodellen, die nicht genossenschaftlich und / oder egalitär aufgebaut sind. Demokratie und Kapitalismus? Vertragen sich (Vorsicht: ungemeine Untertreibung) nicht immer so richtig gut…
Dass genau das Sich-Aufregen darüber aber dem monierten Unternehmen und seiner Plattform ganz gratis noch mehr Aufmerksamkeit in den Medien beschafft – und dabei ist es egal ob in den „neuen“ oder den „Holz-„medien oder ganz woanders – begreifen leider viele derer nicht, die sich da jetzt ereifern.
Google, Facebook u.ä. Unternehmen kommt man nur mit einer Praxis bei: Rezipienzverweigerung. Das NICHT-Nutzen der Frontends.
Vielleicht ist es aber auch (nach wie vor) ein Empowerment-Problem: Auch die Fähigkeit, die beobachtbaren Gegebenheiten eines Systems zu akzeptieren, bevor man entscheidet, was der nächste Schritt im Verhalten ihmgegenüber sein soll, ist eine Fähigkeit, die Erlernt werden muss – und dass geht mMn weit über Medienkompetenz hinaus…!
Wozu braucht Google schließlich noch Astroturf, wenn sich seine (?)Gegner um die SEO für seine Produkte kümmern? ^_^
Soll’n mal alle drüber nachdenken.
TMG war durchaus Argument (rate in welcher Partei viele Legalistiker sind…) ist aber IMHO durch die Möglichkeit „echter“ Pseudonyme (Klara Meier statt C. Lauer) abgefrühstückt. Ansonsten kann Google ja einen Haken „Pseudonym-Account“ einführen, woraufhin man einen Usernamen der Form „CHJDH64HFJ“. Ich würde aber wetten, *das* ist dann auch nicht OK.
Auf die Gefahr hin, mich in den Augen vieler zu disqualifizieren: Besteht in dieser Hinsicht nicht eine starke Parallele zur Netzneutralität?
Sicher gibt es Unterschiede zwischen physisch vorhandener Infrastruktur zum Internetzugang und Software, die man leicht duplizieren und modifizieren kann. Aber ein Monopol – oder eben ein Zweiparteiensystem – ist DSL oder was man auch sonst verwendet ja auch nicht?
Grundsätzlich richtig, aber….
Um mir Werbung, zugeschnitten auf meine persönlichen Vorlieben, präsentieren zu können, benötigt Google meinen Realnamen überhaupt nicht.
Und das ist der eigentliche Fail, den sich Google da gerade leistet: sie machen sich, völlig ohne Not, zur Zielscheibe.
Abgesehen davon wird die Benutzbarkeit von G+ dadurch grundsätzlich eingeschränkt, da ich nicht Sebastian Westermayer (gnihihi) sondern eben Fasel kenne…
Ich glaube, was die Wellen hier so hoch schlagen lässt, ist eher die Enttäuschung darüber, das google halt doch wieder nur ein ganz normales Unternehmen ist und den – selbstgesetzten – moralischen Ansprüchen nicht genügt.
Allerdings halte ich es für eine klare Fehlentscheidung des Unternehmens, denn es ist nur eine halbe Lösung:
Die „Klarnamenspflicht“ ist so klar nicht. Eine wirkliche Authentifizierung findet nicht statt und kann daher auch nicht gewährleistet werden. Das einsenden einer Ausweiskopie schafft eine gefährliche trügerische Sicherheit, die zum Besipiel bei gezieltem Stalking fatal werden kann. An eine Ausweiskopie kann man vielzuleicht gelangen.
Umgekehrt verlassen sich aber viele auf diese – vermeintlichen – Klarnamen und geben damit Identitätsdieben zusätzlichen Wirkungsraum.
Besser wäre es ein zuverlässigeres System (z.B. Postident) zu wählen. Basierend auf solch „echter“ Authentifizierung wäre sicher ein spannendes Werkzeug entstanden. Vielleicht gibt es das ja mal als verified Account oder so.
Oder sie hätten Pseudonyme einfach zulassen sollen.
Am besten: Beides!
[…] Google, https://plus.google.com, mag keine Pseudonyme. Beim Lesen des Blogs von Mit-Pirat Christopher Lauer taucht man direkt ein in die […]
Vor einigen Jahren gab es mal Abmahnungen, weil Webseiten bei der Newsletterregistrierung zwingend einen Namen abfragten.
Im TMG §15(6) steht dass ein Pseudonym ermöglicht werden muss, „soweit dies technisch möglich und zumutbar ist“. Da müsste jetzt über die Zumutbarkeit gesprochen werden.
Alles in Allem, muss ich allerdings zustimmen, dass ich persönlich mehr Nutzen in der Verwendung meines RealNamens sehe, aber die Nicht-Anonymität muss freiwillig sein.
Informationsmonopole wie Google müssen stärker rechtlich durch den Staat kontrolliert werden. Es darf nicht sein, dass Betreiber wie fb, G+ einfach geltendes Recht verletzen und der Staat es einzelnen Personen zumutet alleine gegen diese Konzerne anzutreten.
PS: Ich habe für diesen Kommentar die Anonymität gewählt.
Ich verstehe gar nicht, was dein Problem daran ist, dass Leute versuchen, Google von einer Firmenpolitik zu überzeugen, die vielen Usern besser gefällt und zunächst für keinen User einen Nachteil bedeutet. Google bittet explizit um Feedback zu Google+ – wir liefern dieses Feedback. Dafür spielt es keine Rolle, ob ich selbst ein Pseudonym nutze, das Angebot ist schon dadurch schlechter geworden, dass viele meiner Kontakte mit Pseudonymen gesperrt wurden. Aufhören, Google+ zu nutzen, werde ich deshalb voraussichtlich nicht, aber ich hoffe auch noch darauf, dass Google seine Firmenpolitik ändert.
Unternehmen, gerade solche, die im Netz unterwegs sind, müssen sich nunmal daran gewöhnen, dass Menschen mit ihnen in Kontakt treten und öffentlichen Druck ausüben, wenn ihnen etwas an der Firmenpolitik nicht passt – und es ist ja nicht so, als ob man durch die Verwendung von Pseudonymen das Geschäftsmodell von Google zerstören würde. Warum genau sagst du hier Leuten, dass sie die Möglichkeiten, die das Internet ihnen bietet, nicht nutzen sollten?
Liebe Julia,
wie Du sicher gelesen hast sage ich den Leute ja, dass sie die Möglichkeiten, die ihnen das Internet bietet, insbesondere die Verfügbarkeit von Open-Source-Alternativen, nutzen sollen. Von daher versteh ich jetzt wiederum nicht Deinen Kommentar, aber das ist okay.
Gruß,
Christopher
Die Quintessenz meines Kommentars ist: Nur, weil ich einen Dienst benutze, der in einer Hinsicht schlechter ist als ein anderer (der wiederum andere Schwächen hat), heißt das nicht, dass ich ihn nicht trotzdem benutzen und meinem Wunsch Luft machen darf, dass der Dienst sich verbessert. Das Ziel ist, ein Social Network zu bekommen, das die Vorteile der bestehenden Angebote vereint.
[…] Gastbeitrag von Christopher Lauer, veröffentlicht unter CC BY-NC-SA […]
Ach, dann bist Du der, der glaubt, jede Diskussion bei heise sei mit der Weisheit „mit Linux wäre das nicht passiert“ beendet?
Und noch ne Frage: Machst du mit dieser spiessigen Kurzschlussargumentation dann auch Sozialpoliik?
Damit hat sich Dein Artikel glücklicherweise ad absurdum geführt und man kann sich jeden weiteren Kommentar sparen:
http://mygoogleplus.de/2011/10/pseudonyme-in-google-plus-realnamenpflicht-wird-abgeschafft/
Ach vielleicht noch: Leute, glaubt nicht, wenn man sagt, es habe keinen Zweck, sich gegen das System zu wehren. Sei es nun politischer oder wirtschaftlicher Art. „Nach drüben zu gehen“ ist da wohl ein opportunistischer Rat, der dem Aufgeben nahe käme. Wer will denn sowas?