@Holgi hat mich heute im Abgeordnetenhaus besucht und mit mir über fast 100 Tage Piratenpartei im Abgeordnetenhaus gesprochen. Was dabei rausgekommen ist kann man sich hier anhören.
@Holgi hat mich heute im Abgeordnetenhaus besucht und mit mir über fast 100 Tage Piratenpartei im Abgeordnetenhaus gesprochen. Was dabei rausgekommen ist kann man sich hier anhören.
Hi Christopher,
mir liegt schon länger ein vergiftetes Lob auf den Lippen, dass ich nun, anlässlich des Podcasts mit Holger Klein, los lassen möchte.
Du fragst während des Interviews, ob du einen schlechten Einfluss auf die Piraten hast. Nein, ganz im Gegenteil, du lieferst fantastische Arbeit ab und ich denke, dass du irre wichtig für die Piraten bist. Du sagst selbst, dass du eine Art Brückenkopf für die Piraten bauen kannst, das kannst du sehr gut. Deine Stärke ist klar die Auseinandersetzung mit dem politischen Gegner und das Angreifen eingeschliffener Strukturen. Dafür, und für deine harte Arbeit, verdienst du Respekt und große Anerkennung.
Natürlich fragst du dich, warum sich diese Anerkennung nicht äußert, wenn du dich auf Ämter bewirbst. Und das versuche ich mal aus meiner Sichtweise zu erläutern, das vergiftete Aber: Ich denke, dass Sebastian Nerz ein besserer Bundesvorsitzender ist als du es wärst. Meiner Meinung nach brauchen wir zur Zeit in den Spitzenämtern Personen, die sich selbst zurücknehmen und integrierend wirken. Basisdemokratie braucht Zeit und muss Lösungen aus sich selbst heraus entwickeln.
Und genau das ist deine Schwäche. Du wärst wahrscheinlich zu ungeduldig, würdest ständig vorpreschen und von der Basis dafür auf die Kresse kriegen, das würde der Partei schaden.
Zu der Sache mit der Eitelkeit: Das liegt sicher nicht an deiner Stimme, es liegt wirklich daran, wie handelst. Du hast als polGF im BuVor einen guten Job gemacht, das war jedenfalls mein Eindruck. Daraus leitest du dann automatisch den Anspruch auf den Posten des Vorsitzenden ab, und dein bisheriger Posten ist dir plötzlich zu wenig. Man könnte auch den Eindruck gewinnen, dass du, wenn du das aufzählst, die Arbeit anderer schmälern willst. Viele (auch ich) hätten dich gerne als polGF wiedergewählt, deine alleinige Kandidatur für den Vorsitz wirkte arrogant. Wenn es dir in der Fraktionssitzung mal nicht schmeckt, dann bockst du rum. Und das liegt nicht an der Mimik, ich höre nur selten Audiostream, meistens lese ich sogar nur das Live-Protokoll, auch da fällt es auf.
Es gab auch einen öffentlichen Auftritt, bei dem du IMHO völlig gefailt hast, das war die Sendung mit den Occupy-Aktivisten. Du bist viel zu aggressiv und abweisend aufgetreten („Warum bewaffnet ihr euch nicht?“), das hat mich krasserweise schon an so manchen CSU-Innenminister erinnert. Diplomatie ist nicht deine Stärke, wäre da aber angebracht gewesen. Occupy sind ja nun nicht unbedingt unsere Feinde, sondern nur eine andere Facette der globalen Freiheits-Bewegung, die derzeit auch die Piraten antreibt.
Das klingt jetzt vielleicht nach Rummäkeln, ich möchte aber nur zeigen, dass du nicht alles kannst und gerade die Rolle des Vorsitzenden vielleicht nicht die Richtige für dich ist.
Marina hat heute einen sehr gutes Interview eines Systemtheoretikers verlinkt, in dem es um Kreativität in Systemen geht: http://www.youtube.com/watch?v=oyo_oGUEH-I
Nach dieser Theorie bist du ein „Creator“, jemand, der bestehende Systeme stört und in dessen Umfeld besonders kreative Lösungen entstehen. Genau das braucht die Piratenpartei. Allerdings eben nicht als Vorsitzenden. Das Amt würde dich eher einengen. Also sei froh, dass du dich runtergebumst hast und jetzt der vielleicht mächtigste (Basis-) Pirat bist. Und mit dem Minister wird es vielleicht auch noch mal was. ;-)
Mein Eindruck vom jetzigen BuVor ist, dass er im Vergleich zu den Jahren davor ziemlich rockt. Ebenso die Fraktion in Berlin, die immer mehr Fahrt aufnimmt. Ich weiß, dass ihr alle hart dafür schuftet. Und die Basis weiß das zu schätzen, auch wenn es nicht immer bei euch ankommt.
queue
Basispirat SH
@queue Kann Dir nur zustimmen. Als ein anderer Pirat an dem BPT als tirsales gewählt wurde zu schmidtlepp sagte, er fände ihn gut in einem anderen Vorstandsamt, aber nicht als Vorsitzenden, er möge sich doch bitte dafür aufstellen lassen, hat er es wohl (so habe ich seine Reaktion interpretiert) als leichtes Verhöhnen aufgefasst. Dabei war es ernst gemeint, er hatte kurz zuvor mit mir drüber gesprochen und ich empfand genauso. Allerdings war zwischen den Zweien ein angespanntes Verhältnis, daher konnte ich die Reaktion von Christopher durchaus verstehen.
@Ismirworscht In solchen Momenten ist es taktlos, zu ehrgeizigen Menschen überhaupt irgend etwas zu sagen. Schon gar Ratschläge, so gut sie auch gemeint sind. Man wartet besser ab, bis der emotionale Zyklon bei allen Kandidaten vorüber ist. Ich kenn‘ das… und darüber wurden auch schon Bücher geschrieben.
Aber ich fand queue’s Kommentar hier konstruktiv, aber ich kann zum Inhaltlichen nichts sagen, weil ich Christopher nicht persönlich kenne.
Kann queue in vielen Punkten recht geben. Habe deinen Auftritt im Nachtstudio auch gesehen und fand auch das du die Occupy-Dame zu hart rangenommen hast. Die gehört zu den Guten. Dein Auftritt im Abgeordnetenhaus war aber richtig klasse! Dem Gegner (verbal) die Fresse polieren, das kannst du – weiter so!
mfg:
georg (piraten-sympatisant)
Auch von mir Zustimmung. Fand’s auch schade, dass Christoper/Du nicht für den restlichen Fraktionsvorstand kandidiert ha(s)t, aber von hier aus ist’s natürlich leicht reden und auch fast frech, Ratschläge geben zu wollen. Auf der anderen Seite dürftest als „Basis-Fraktionsmitglied“ mächtiger sein.
Doch empfand ich die Reaktion zu Occupy im Nachtstudio passend und würde da Christophers Tweet zustimmen: sie hatte diese Frage nötig. Das war nicht sonderlich diplomatisch (und Diplomatie gegenüber Occupy wäre vielleicht angemessen, sind wie queue sagte, nicht per se unsere Feinde) aber sie schien sich überhaupt nicht über ein Ziel und den Weg dahin im Klaren. Hatte keine Hoffnung in die Demokratie, da musste die Frage erlaubt sein, wie sie’s dann erreichen möchte. Der Moderator hat das dann natürlich gleich erschrocken abgebügelt, weil er es als Gewalt-Aufruf wertete. Aber wie gesagt, diese Frage fand ich (als rhetorisches Mittel) berechtigt. Hab das auch nicht als „Dann werden Sie doch gewalttätig!“ gesehen, sondern als Versuch eines Schubses, in die „richtige“ Richtung nachzudenken und sich über Mittel und Ziele klar zu werden. So kam da bei mir nur an „so lange demonstrieren bis die Mehrheit der Bevölkerung mitdemonstriert und dann wird ganz wundersam die Macht des Schweinesystems mit den ganzen Lobbyisten gebrochen sein und alles gut“.
danke für das interview, ich habe viel über mich gelernt