tl;dr

Es gibt kein falsch zitiert werden. Wer falsch zitiert wird macht was falsch.

Zuweilen kommt es vor, dass sich die Presse für die Piratenpartei interessiert. Dann werden Interviews oder Hintergrundgespräche geführt. Manchmal sogar mit Piraten. Diese Gespräche werden dann im Rahmen der Berichterstattung zitiert. Daraufhin melden sich immer wieder Piraten und sagen entweder, dass sie falsch oder aus dem Zusammenhang gerissen zitiert worden sind.

Da die Gespräche zwischen Piraten und Medien perspektivisch eher zu- als abnehmen werden, möchte ich hier ein paar Gedanken zum falsch zitiert werden verlieren. Vielleicht nimmt die Eine oder der Andere ein paar Sachen mit.

Ich persönlich habe es (zumindest gefühlt) noch nicht erlebt „falsch zitiert“ worden zu sein. Bei näherer Betrachtung ist das eh eine interessante Konstruktion. Die Unterstellung lautet ja wie folgt: Ich habe mich in eine Gesprächssituation begeben und obwohl ich alles eindeutig kommuniziert habe, hat mein Gegenüber entweder alles richtig verstanden und falsch wiedergegeben oder falsch verstanden und dann in seinen Augen richtig wiedergegeben. Ich habe das Gefühl, dass bei der Behauptung „falsch zitiert“ worden zu sein die Unterstellung mitschwingt, das nachfragende Medium würde eine Agenda verfolgen, um das Leben entweder der betreffenden Person oder der Piratenpartei schwer zu machen. Das halte ich für ziemlichen Quatsch.

Es gibt natürlich Situationen, da werden Zitate genommen und in einem Zusammenhang zitiert, die einen selbst in einem nicht so tollen Licht stehen lassen. Zum Beispiel hier. Da sprach ich in einem Gespräch mit einem Redakteur der taz darüber, dass ich bei der Wahl in Baden-Württemberg für die Piraten mit nicht mehr als Achtungserfolgen rechne. Ich bekam Beschimpfungen aus Baden-Württemberg ab, falsch zitiert wurde ich trotzdem nicht, denn ich hatte es ja so gesagt. Ein wenig Genugtuung gab es dennoch nach der Baden-Württemberg Wahl, als selbst Piraten kein Problem mehr damit hatten, dass die Medien von einem Achtungserfolg sprachen.

Man sollte einfach ein paar Dinge beachten, wenn man mit Journalisten spricht:

1. Journalisten sprechen in den seltensten Fällen mit einem, weil sie einen persönlich so unglaublich furchtbar interessant finden. Sie sprechen mit Dir, weil Du in der Piratenpartei eine gewisse Rolle oder Funktion ausübst. Das wird so gemacht, weil man natürlich Informationen haben möchte, die halbwegs sicher sind, von einer Person, die mehr oder weniger legitimiert ist, im Kontext für die Partei zu sprechen. Man sollte die Tatsache, dass man angefragt wird nicht mit einer persönlichen Beliebtheit verwechseln. Als Zitatgeber erfüllt man innerhalb eines Stücks immer eine Rolle. Dieser muss man sich bewusst sein.

2. Einfach mal nachfragen für was das Zitat verwendet werden soll. Es hilft ungemein zu wissen, ob man grade mit einem Redakteur der Wochenzeitung „Die Zeit“ spricht oder mit einer Redakteurin einer großen deutschen Boulevardzeitung. Es hilft ungemein zu wissen, ob es einen konkreten Anlass gibt für den Recherchiert wird, oder ob es nur um allgemeine Hintergrundinformationen geht. Informiert euch einfach darüber wofür das was ihr sagt verwendet werden soll, und zwar von wem.

3. Unter 1, Unter 2, Unter 3. Es gibt ein paar Möglichkeiten, wie man sicherstellen kann, dass man nicht mit dem gröbsten Unfug den man so von sich gibt zitiert wird. Wenn man also einen Hintergrund gibt, der gar nicht zitiert werden soll, dann ist das Unter 3. Wenn man nur als „Vorstandsnahe Kreise“ zitiert werden möchte, dann ist das Unter 2. Wenn man mit seinem Namen zitiert wird, Unter 1. Man kann natürlich nicht ein Interview Unter 3 geben. Aber es hilft zum Beispiel bei einem Hintergrundgespräch vorher zu vereinbaren, dass es Unter 3 ist und alle Zitate freigegeben werden müssen.

4. Zitate freigeben. Ist ein Kuriosum in Deutschland: Man bekommt seine eigenen Zitate in der Regel vorher nochmal zur Freigabe zugeschickt. Es gibt natürlich Medien die das nicht machen, aber selbst große deutsche Boulevardzeitungen machen das, wenn man darauf beharrt. Man kann ja auch vorher einfach nachfragen wie es das Medium mit Zitaten so hält und wenn man der Meinung ist, dass einem das zu heikel ist, dann kann man das Gespräch natürlich auch sein lassen.

Alles in allem habe ich in den vergangenen Monaten die Erfahrung gemacht, dass die Presse im Großen und Ganzen fair ist. Natürlich gibt es den Boulevard, die spielen nochmal mit anderen Bandagen. Aber ich hatte selbst bei kritischer Berichterstattung nie das Gefühl, dass da jemand versucht die Piraten systematisch in die Pfanne zu hauen. Man sollte sich eher überlegen, was man selbst in einer Kommunikationssituation gemacht hat, dass man so zitiert wird, wie man zitiert wird. Denn an seinem eigenen Kommunikationsverhalten gegenüber Journalisten kann man ja was ändern, nicht aber daran, wie einmal Gesagtes aufgefasst wird. Es ist schlechter Stil nach jedem Zitat, das nicht 100% passt einen Aufstand zu machen und zu behaupten, man sei falsch zitiert worden. Es gab in der Vergangenheit Zitate von mir, da wusste ich, ich habe die so nicht gegeben, es war aber egal, denn ich hätte es auch so sagen können. Nicht falsch verstehen, das war jetzt nicht ausgedachte Berichterstattung, einfach sehr frei Zitiert. Und wenns passt, dann ists doch okay.