Gestern Abend war ich bei Deutschlandradio Wissen und wurde in der Sendung „Redaktionskonferenz“ 90 Minuten lang von Dominik Schottner, Nora Hespers und Jana Sinram Interviewt. Das Ergebnis könnt ihr euch hier anhören.
Andreas Kopietz von der Berliner Zeitung schreibt über eine kleine Anfrage zum Thema Stromausfall, die ich vor einigen Monaten gestellt habe.
Zu der Redaktionskonferenz: Ich glaube nicht, dass es eine strategisch gute Idee ist, Medienkritik in dem kritisierten Format anzubringen. Denn die Redakteure finden das Format offensichtlich ok, sonst würden sie da nicht arbeiten. Auch die Zuhörer finden es offenbar ok, sonst würden sie nicht zuhören. Das heißt, du kritisierst sowohl deine Gesprächspartner da als auch die Zuhörer. Als Zuhörer ärgert man sich dann und fragt sich, warum du da überhaupt sitzt und die Zeit der Zuhörer „verschwendest“ – in der Zeit hätte man vielleicht lieber einen „bereitwilligeren“ Gast von sich erzählen hören wollen. Das mag zwar aus deiner Sicht logischerweise die „Schuld“ der Redakteure zu sein, weil sie die „falschen“ Fragen gestellt haben. Gleichzeitig nutzt du aber nicht die Chancen des Formats – du könntest ja auch auf die personenbezogenen Fragen eingehen, aber in den Antworten auch inhaltliche Aspekte unterbringen. Du hast ja selbst häufig auch biographische Aspekte genannt, um mit denen auch politische Positionen zu untermauern.
Dazu kommt ein anderer Eindruck, den ich sowohl beim Deutschlandfunk als auch bei dem Interview mit „Nahsehen“ hatte: Mir scheint es so, als fänden diese Journalisten die Politik der Piraten eigentlich gar nicht mal so unsympathisch. Die Ideen sind eigentlich ja auch wirklich cool. Aber gleichzeitig fragt man sich doch dann logischerweise, ob die Personen, die hinter dem Programm stehen, auch insoweit vertrauenswürdig sind, dass sie dieses coole Programm auch irgendwie produktiv in die Politik einbringen können. Die personenbezogenen Fragen könnten deshalb also eine logische Folge davon sein, dass man die Programmatik der Piraten gar nicht in Frage stellen mag, weil man sie gut findet. Ähnlich gehts mir bei der Linken: Eigentlich fand ich deren Programm immer schon ganz gut, aber hatte nie Vertrauen zu den Personen bei denen. Wenn ich mit einem Linken-Politiker reden würde, würde mich dessen persönliche Integrität deshalb auch mehr interessieren als Aussagen zum Programm. Dabei ist auch zu bedenken, dass der typische Piratenwähler jemand ist, der von Misstrauen gegenüber Politikern geprägt sein dürfte. Dagegen hilft dann entweder eine Entpersonalisierung (SMV) oder eine möglichst große Offenheit (inklusive Reflektiertheit, Sprechen über eigene Gefühle etc.) der Person, die über das normal Erwartbare hinausgeht und damit Vertrauen schafft (z. B. Marina Weisband).
Deswegen finde ich, solange keine Strukturen wie die SMV da sind, auch Fragen wie in der Redaktionskonferenz angebracht und hilfreich. Wenn du dich dem verweigerst, solltest du dich evtl. wirklich fragen, warum du in solche Sendungen gehst.