In einer neuen Folge von „Lauer informiert“ reden Dr. Ulrich Wehner und Christopher Lauer darüber, dass es in Sachsen schlecht um den Rechtsstaat und die Pressefreiheit bestellt ist, sowie über Facebook und was Facebook mit rassistischen Übergriffen zu tun haben könnte.
Erst nach dem Podcast erfuhren wir, dass es sich bei dem Menschen, der das Frontal 21 Team in Dresden anzeigte, nach Angaben des sächsischen Innenministeriums um einen Mitarbeiter des sächsischen LKAs handelt.
Den Bericht der NYT, um den es im Podcast geht, findet ihr hier.
Wie immer freuen wir uns über Feedback und Anregungen.
Podcast (lauerinformiert): Play in new window | Download (Duration: 1:46:34 — 73.2MB)
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Vermutlich dachte Christopher an § 90a, StGB Verunglimpfung des Staates und seiner Symbole.
Zitat: Im Fall der Bananenflagge wiegen die Grundrechte schwerer. Bereits Ende 2008 entschied die Staatsanwaltschaft bei einem anderen Bananenflaggen-Aufhänger: „Das öffentliche Hissen der Flagge stellt, anders als beispielsweise provokatives Aufstellen der Bundesflagge in einem Misthaufen, keine Verunglimpfung der Flagge dar.“
http://www.taz.de/!5133585/
Interessanterweise hat mich eure Diskussion über die Durchsetzung von Community-Richtlinien, Vorgehen gegen Beleidigungen etc. an eine längere Episode meines Lebens erinnert, die sich in einem Internet vor Facebook und Twitter abspielte – aber auch heute noch zu beobachten ist.
Ich habe nämlich eine nicht zu unterschätzende Zeit meiner Jugend auf knuddels.de verbacht, dieser merkwürdigen Chat-Community über die sich seit Generationen zu lustig gemacht wird – in Teilen absolut zurecht. Was die aber schon in den 00er Jahren hinbekommen ist ein total einfaches, kostengünstiges System um all die angesprochenen Probleme zu bearbeiten über die ihr gesprochen habt – und die Twitter und Facebook bis heute angeblich vor unlösbare Herausforderungen stellen. Und das ging/geht so:
Man baut erst einmal ein leicht hierarchisches System auf um zu unterscheiden, wie aktiv/involviert ein User so ist. Es gibt die Noobs mit nem Bienchen hinter dem Nick, die Anfänger, die „Family-Mitglieder“ die schon ne Weile dabei sind und wissen wie der Hase läuft und die aktivsten Family-Mitglieder werden jeden Monat automatisiert zu Stammchattern gemacht – mit kleinen Anreizen wie Vermerken im Profil und der Möglichkeit sich lustige Röschen zu verschicken.
Jeder Stammchatter kann sich dann zu einem entsprechenden Channel loyal erklären. Sei das die jeweilige Stadt in der man wohnt, sei das eine Musikrichtung über die man gerne redet, seien das Spiele oder sonstiges.
Nun wird automatisch erhoben, zu welchem Channel sich wie viele Stammchatter zuschreiben. Das sind in Berlin dann eben mehr als in Potsdam, in Rock mehr als in Klassik etc.. Anhand der Menge der jeweiligen Stammchatter werden dann alle 2 Monate Channel-Moderatoren gewählt – je mehr Stammchatter, desto mehr Moderatoren. Die machen das alle ehrenamtlich, für den Fame wird es im Profil vermerkt, hinter dem Nickname wird ein kleines Zeichen eingeblendet und sie erhalten kleine Eingriffsrechte: Sie können Spammer und so weiter muten, sie können Leute komplett aus dem Channel schmeissen wenn sie Naziparolen schmeissen, sie können schwerwiegendere Verstöße privilegiert an eine höhere Instanz melden… Und durch das öffentlich sichtliche Zeichen sind sie auch für die Neulinge stets ansprechbar und können auch da intervenieren. Gleichzeitig ist aber auch dafür gesorgt, dass sie nicht tun können was sie wollen – wer sich daneben benimmt kann sein Amt auch entzogen bekommen.
Aus Leuten die sich mehrmals als Channelmoderator bewiesen haben werden dann alle 6 Monate die Admins gewählt. Man braucht dafür eine Mindestanzahl an Supportern um sich aufstellen lassen zu können, muss nach der erfolgreichen Wahl ein Examen ablegen um zu beweisen dass man die AGB kennt, weiss für was man wie lange sperren etc darf, wie man das anwendet… Wer gewählt wird erhält weitreichende Befugnisse bis hin zur permanenten Sperrung von Usern, bis der Account final gelöscht wird. Alle User ab dem Status Family können ihnen direkt per Formular Regelverstöße anzeigen, wer darunter ist kann das über die Channelmoderatoren tun. Gleichzeitig bekommt man eine Anzahl von Channels zugeordnet, in denen man die Channelmoderatoren betreut, ins Amt einführt, ihnen im Zweifel das Amt wieder entzieht etc. Alles komplett ehrenamtlich.
Aus denen wird dann nochmal eine höhere Instanz von damals 10-15 Vertrauensadmins gewählt, die diese widerum beraten und beaufsichtigen, auch das komplett ehrenamtlich.
Wer sich dabei nicht komplett dämlich anstellt wird auf ewig zum Ehrenmitglied mit einigen Goodies und kann sich dann – wie auch Admins und teilweise Channelmoderatoren – desweiteren in Spezialteams engagieren. Die reichen von der Bearbeitung von Passwortdiebstählen über die Verifikation von Altersnachweisen bis hin zu spezialisierten Teams gegen Extremismus oder Jugendschutzbeschwerden, besonders relevant natürlich in Flirt-Kanälen. Hier sammelt sich Expertise, es gibt entsprechende Befugnisse und alle Channelmoderatoren, Admins und Ehrenmitglieder können in einer Liste nachsehen wer aus dem Team zum aktuellen Zeitpunkt ansprechbar ist – Da ist in der Regel immer jemand vorhanden, und auch das funktioniert alles komplett ehrenamtlich.
Erstaunlicher Weise scheint es nämlich so zu sein, dass sich Menschen in sozialen Netzwerken die ihnen etwas bedeuten gerne positiv einbringen, wenn man ihnen die Möglichkeit dazu gibt. In nicht ganz so ausgeklügelten Formen findet man das ja auch in vielen Foren und anderen „altbackenen“ sozialen Medien, selbst bei gayromeo. Es wäre doch eigentlich einmal ganz interessant, solche Leute zu einer Anhörung einzuladen wenn es darüber geht, wie (un)zumutbar Selbstregulierung und Eigenverantwortung für soziale Netzwerke am Ende sind – Oder ab man nicht am Ende einfach faul ist; beziehungsweise wie Christopher in den Raum warf nicht am Ende Counterspeach als Mantra vor allen Dingen vor sich her tragen weil es zu mehr Engagement in der Statistik für die Quartalszahlen führen. („1000 User schrieben, dass Horst Seehofer ein Depp sei“)